Kurt Dutz: Recht im Griechenland der Antike 

5. Verfassung Athens in klassischer Zeit

5.1 Entmachtung des Areopag

Ein weiterer entscheidender Schritt in der Entwicklung des Rechts und der athenischen Verfassung war der Sieg über die Perser (480 v.d.Z.) und die Entstehung des attischen Seebundes.

Verfügte die Stadt schon zuvor über beträchtliche Einkünfte aus den Silberbergwerken von Laureion und (infolge der solonischen Reformen) über die zahlenmäßig stärkste freie Bevölkerung, so erhöhten sich ihre Einkünfte nun aufgrund der gewachsenen außenpolitischen Stärke noch mehr und es nahm, wegen ihres Anteils am Sieg über die Perser in ihrer Eigenschaft als Matrosen der athenischen Flotte, das politische Bewusstsein auch der sozial schwächer gestellten Athener deutlich zu. In dieser Lage setzte Themistokles durch, dass die Archonten nicht länger durch Wahl bestimmt wurden, sondern durch das Los, was auf eine weitere Schwächung des Adels herauslief.

462 kam es zum entscheidenden Umschwung: Nachdem eine militärische Operation zu Land (unter Führung des Adels) gescheitert war, entmachtete Ephialtes den Areopag (Machtzentrum des Adels!) und übertrug dessen Rechte auf die Volksversammlung.

Der Areopag war fortan ein einfaches Gericht in Blutsachen.

5.2 Quelle: Aristoteles: Staat der Athener 24-27

24)[...] als die Stadt schließlich Selbstvertrauen gewann und eine große Geldsumme angesammelt worden war, riet er (Aristeides den Athenern), die führende Rolle (über die Bundesstädte) zu übernehmen, das Land zu verlassen und in der Stadt zu wohnen; denn es werde Unterhalt für alle geben, [...]für einige auf Feldzügen, für andere im Besatzungsdienst und für andere bei der Staatsverwaltung, und auf solche Art würden sie ihre führende Position behalten. Sie ließen sich hierzu überreden, übernahmen die Kontrolle über ihr Reich und begannen, gegen ihre Bundesgenossen auf herrische Weise vorzugehen, [...]
Sie verschafften auch den Massen reichlichen Unterhalt, genau wie Aristeides es vorausgesagt hatte. Denn es stellte sich heraus, daß von den Beiträgen, den Steuern und (anderen Einnahmen von) den Bundesgenossen über 20.000 Männer unterhalten werden konnten. Es gab nämlich 6.000 Richter, [...] den Rat der Fünfhundert, 500 Wächter der Werften, und neben diesen 50 Wächter auf der Akropolis, etwa 700 Beamte auf dem Land und etwa 700 im Ausland; neben diesen, als sie später den Krieg begannen, 2.500 Schwerbewaffnete, 20 Wachschiffe sowie andere Schiffe, nämlich diejenigen, welche die Beiträge und die 2.000 durch das Bohnenlos gewählten Männer trugen, und außerdem die Leute, die im Prytaneion gespeist wurden, Waisenkinder und Wächter für die Gefangenen. Denn für all diese kam der Unterhalt aus öffentlichen Mitteln.
25) [...] Etwa 17 Jahre blieb die Verfassung nach den Perserkriegen unter der Leitung der Areopagiten bestehen, obwohl sie allmählich verfiel. Als aber die Bevölkerung wuchs, griff Ephialtes, [...] den Rat an. Zunächst beseitigte er viele der Areopagiten, indem er Prozesse wegen ihrer Amtsführung anstrengte; dann entwand er unter dem Archonten Konon dem Rate alle die zusätzlichen Machtfunktionen, [...], und verteilte einige an den Rat der Fünfhundert und andere an das Volk und an die Gerichte.
Er setzte dies unter Mitwirkung von Themistokles durch, der zwar einer der Areopagiten war, gegen den aber ein Verfahren wegen Perserfreundlichkeit anhängig war. Da er wollte, daß der Rat aufgelöst werde, sagte Themistokles zu Ephialtes, der Rat plane, ihn festzunehmen, und zu den Areopagiten, er werde gewisse Leute anzeigen, die sich zum Umsturz der Verfassung verschworen hätten. [...]und als der Rat der Fünfhundert danach zusammentrat, klagten Ephialtes und Themistokles die Areopagiten an und ebenso wieder in der Volksversammlung, bis sie ihnen die Macht genommen hatten. [...]
26) [...] Danach ergab es sich, daß die Verfassung von eifrigen Demagogen noch weiter gelockert wurde. [...]
[...] Freilich änderten sie nicht den Wahlmodus für die neun Archonten, aber im sechsten Jahre nach Ephialtes' Tod beschlossen sie, Kandidaten auch von Zeugiten in der Vorwahl zu nominieren, die dann am Losverfahren für die neun Archonten teilnehmen sollten; [...]
27) Danach übernahm Perikles die Rolle des Volksführers, [...] und nun ergab es sich, daß die Verfassung noch demokratischer wurde. Denn er entzog den Areopagiten einige Machtfunktionenund veranlaßte die Stadt vor allem, eine Seemacht zu errichten, was dazu führte, daß die Massen Selbstvertrauen gewannen und den gesamten Staat immer mehr an sich zogen.
Im 49. Jahre nach der Schlacht bei Salamis, [...], brach der Krieg gegen die Peloponnesier aus, in dessen Verlauf das Volk, das in der Stadt eingeschlossen und auf den Feldzügen Sold zu bekommen gewohnt war, sich mehr oder weniger freiwillig entschied, den Staat selbst zu verwalten. Perikles veranlaßte auch als erster eine Besoldung der Richter, [...]Denn Kimon, der ein Vermögen besaß, das dem eines Tyrannen vergleichbar war, erbrachte zunächst die Leistungen für den Staat in glänzender Weise und unterstützte außerdem viele Mitglieder seiner Gemeinde. [...]Gegenüber dieser Freigebigkeit mußte Perikles mit seinem Vermögen zurückstehen, aber als Damonides aus Oe [...]ihm riet, da er mit seinem Privatvermögen unterlegen sei, den Massen ihr eigenes Geld zu geben, führte er die Besoldung der Richter ein. Dadurch, so klagen manche, seien sie schlechter geworden, [...] Danach entstand auch die Sitte, (Richter) zu bestechen, [...]



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