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05.02.2002

 Abschließende Anmeldeprozedur

Es ist vollbracht.
Der heutige Besuch auf dem Sozialamt führte endlich und eigentlich viel zu spät dazu, dass ich einem Sachbearbyter zugeordnet wurde und nunmehr Termine bekomme - Heureka?  Warten wir's ab .. So grotesk wie alles begann, wird es wohl auch enden - fürchte ich ...

Mein vierter Besuch, nein mein fünfter, denn einen habe ich noch nicht erwähnt: zwischendurch - und zwar in der vergangenen Woche -  wagte ich, ein zweites Mal an einem Donnerstag vorstellig zu werden, dem Tag der Berufstätigen. Ein Versuch, der ohne Vorlassung endete. Als ich gegen 14:30h eintraf, waren kaum Leute zugegen, was ich höchst erfreulich fand. Nummern gab es auch noch reichlich, also nahm ich mir eine und begab mich ins Wartezimmer. Nach einer guten Stunde wird meine Nummer aufgerufen und ich marschiere zur Anmeldung, wo man mich fragt ob ich berufstätig sei, was ich verneine, woraufhin mir kühl und bestimmt die Tür gewiesen wird. Das war aber auch wirklich zu unverschämt von mir, sehe ich ja ein - ehrlich.

Also nochmal: Bei meinem nunmehr vierten genehmigten Besuch mache ich sogleich die Bekanntschaft einer weiteren Mitarbeiterin - der vierten, wenn ich richtig mitgezählt habe - dieser so überaus human arbeitenden, generösen Institution. Um es nochmal in Erinnerung zu bringen: Ich bin hier um, um mich als Bedürftiger anzumelden, und erst wenn diese Prozedur abgeschlossen ist, erhalte ich - eventuell - einen Betrag zur sogenannten "Hilfe zum Lebensunterhalt". Und obwohl diese Behörde, wie jede andere auch, das sei hier ausdrücklich betont, äusserst effektiv arbeitet, währt die Anmeldeprozedur mittlerweile mehr als einen Monat. Da kann man mal sehen, welchen Belastungen so ein armer deutscher Beamter im Berufsleben ausgesetzt ist.

Beim Kampf am Nummernvergabeautomaten, habe ich meine übliche Zurückhaltung aufgegeben, das kam so: Ich komme an, finde etwa fünf oder sechs bereits Wartende vor, wünsche ihnen einen guten Morgen und erkundige mich, wer denn der zuletzt vor mir Eingetroffene sei. Einige der nach mir Eintreffenden verfahren ebenso und es scheint, als werde sich das Hauen und Stechen dieses Mal vermeiden lassen. Als der Zettelspender dann um acht Uhr freigegeben wird, haben sich wieder deutlich mehr als zwanzig Bittsteller eingefunden, und ausgerechnet eine, als vorletzte erschienene, mittelprächtig aufgedonnerte Blondine mittleren Alters, die sich den Anschein zu geben versucht, sie gehöre eigentlich nicht hierher, stürmt, alles andere beiseite stoßend, als eine der ersten zum Automaten. Da wird's mir dann doch zu bunt, ich erhebe mich flugs von meiner Sitzgelegenheit, drängel mich dazwischen und zieh der Tussi die schon im Ausgabefach befindliche Nummer unter den manikürten Fingern weg. Ihren Versuch, dagegen zu protestieren ersticke ich im Keim, indem ich sie grob anschnauze. Dann gehe ich auf den Flur und schau mir an wann ich dran bin: als Vierter. Na bitte!

Okay - zurück zur Audienz: Die Dame die sich mir heute widmet, ist wohl knapp über fünfzig und keineswegs unfreundlich. Allerdings ist sie offensichtlich einigermaßen irritiert, als ich Ihr den angeforderten Schülerausweis meiner Tochter, sowie mein Abiturzeugnis vorlege, während sie meine inzwischen recht umfangreiche Akte inspiziert:

  • "Warum sind se 'n heute überhaupt hier? Versteh' ich jarnich, das hätte der doch jestern allet fertigmachen können ..."
  • - 'Aha', denke ich, 'naja, so ein hart arbeitender Beamter will sich sicher auch mal'n bisschen amüsieren, damit hab ich eh gerechnet - und so'n arbeitscheuer Nichtsnutz wie meinereiner hat ja Zeit ohne Ende, da kann man den doch ruhig mal ein wenig rumscheuchen, wird der sich gedacht haben. Was solls - gönnen wir ihm ruhig den Spaß'
  • - "Ham se 'n schon Jeld erhalten?" werde ich gefragt.
  • - "Ja, ich hab'n Abschlag erhalten, in Höhe von 50 Euro."
  • - "Jut, denn kopier ich mir mal dies und jenes, nee ihr Zeugnis interessiert mich nicht, aber den Ausweis könnse mir ruhich ma jehm.."
  • Sie verschwindet kurz aus dem Zimmer, erscheint dann mit den Fotokopien, die sie dem bereits aus allen Nähten berstenden Aktenordner einverleibt, führt einige Berechnungen durch und händigt mir, nachdem ich schriftlich eingewilligt habe, dass das Sozialamt berechtigt ist, alle während des Unterstützungszeitraumes eventuell erfolgenden Zahlungen des Wohngeldamtes für mich in Empfang zu nehmen,, 'ne Abrechnung, ne Zahlungsanweisung, einen Haufen DIN A 4 Bögen mit rechtlichen Hinweisen sowie zwei weitere Blätter mit Angaben darüber wann, wo und bei wem ich das nächste Mal vorstellig werden soll, sowie eine Anweisung, mich umgehend bei der regionalen Job-Agentur zu melden, aus.

    Donnerwetter - das ging ja echt schnell! Hat nichtmal fünf Wochen in Anspruch genommen die ganze Prozedur. Ich habe, wie der Abrechnung zu entnehmen ist, Anspruch auf 112 Euro 07 Cent monatlich, das ist 'ne Menge Geld, die kann man nicht so mirnichtsdirnichts jedem Hergelaufenen in die Hand drücken, ohne vorher ganz genau zu prüfen, ob sie ihm auch zustehen, das ist einzusehen - und der nächste Termin ist schon am 13 März, da bekomme ich nochmal so ein Vermögen ohne was dafür leisten zu müssen ...

    TOLL!

    Es wird aber hoffentlich auch der einzige bleiben, denn am 01.04 will ich, wenn alles gutgeht, ja mein Studium aufnehmen.

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